Ausgang der US-Präsidentenwahl bis zum Schluss ungewiss

Sparkasse hatte Experten mit Insidererfahrung zum „Forum Wirtschaft“ ins Kurhaus geladen

Sparkasse Brachs

Das Foto zeigt Jochen Brachs und Christoph von Marschall

Kirchzarten (glü.) Das, was zurzeit in den USA im Vorfeld der Präsidentenwahlen vor sich geht, ist für manchen deutschen Staatsbürger nicht nachzuvollziehen. In der heißen Wahlkampfendphase stehen sich mit Hillary Clinton und Donald Trump zwei Kandidaten gegenüber, die zu den unbeliebtesten Amerikanern gehören. Dabei ist das alles ein Ausdruck der ausgeprägten Basisdemokratie der Amerikaner. Und wie die Wahl des 58. Amerikanischen Präsidenten am 8. November 2016 ausgehen wird, scheint bis zum Wahltag ungewiss zu sein.

Die Sparkasse Hochschwarzwald holt immer mal wieder hochkarätige Experten in ihr Sparkassen-Forum, um ihren Kunden und Mitarbeitenden zu aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen Hintergründe und Einschätzungen zu vermitteln. Mit dem Diplomatischen Korrespondenten der Chefredaktion des Berliner Tagesspiegels, Christoph von Marschall (57), einem echten „Freiburger Bobbele“, hatte sie einen Glücksgriff getan. Im gut gefüllten Kirchzartener Kurhaus sprach er angesichts von „Amerika kurz vor der Wahl“ zur Frage „Was ist mit den Amis los?“. Da Marschall, Studium und Promotion u.a. in Freiburg, seit 1991 beim „Tagesspiegel“, neben vielen journalistischen Erfahrungen von 2005 bis 2013 als USA-Korrespondent einziger deutscher Pressemensch im „White House Press Corps“ war, konnte er sozusagen „aus dem Nähkästchen“ der US-Schaltzentrale berichten.

Jochen Brachs, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hochschwarzwald, begrüßte nach den Klängen der US-Nationalhymne beim Flattern von „Stars and Stripes“ auf der Leinwand auf gut amerikanisch und freute sich, das richtige Thema zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Referenten gewählt zu haben. Er unterstrich die Bedeutung der US-Wahl auch für Deutschland und Europa: „Das ist die Weltmacht Nr. 1.“ Dabei sei für uns Deutsche beim Wahlkampf, der sich zwischen „Reality-Show und Soap-Opera“ präsentiere, nicht alles leicht zu verstehen. Brachs erinnerte aber auch an einige US-Präsidenten, die sich mit viel Energie für Deutschland eingesetzt hätten und erinnerte an John F. Kennedy mit seinem unvergessenen Satz „Ich bin ein Berliner!“

Gleich zu Beginn seines einstündigen Statements, lebendig und mit Fotos und Grafiken unterstützt vorgetragen, stellte Marschall klar, dass er an diesem Abend keine eindeutige Prognose abgäbe: „Wer am 8. November 270 Wahlmänner hinter sich hat, hat gewonnen.“ Er hätte sogar vor einem Jahr nicht gesagt, dass Donald Trump Kandidat wird. „Aber wir haben die Stärke des Establishments übersehen“, so Marschall, „hier gibt es Gruppen, die ganz klar gegen die da oben sind.“ Wirtschaftlich hätten sich die USA unter Obama gut entwickelt: „Das Land ist aus der Krise, es hat unter fünf Prozent Arbeitslose.“ Aber die gute Lage sei nicht bei allen im Land gleich gut angekommen. Auf einer Karte der USA zeigte er die politische Verleihung, bei der die Übermacht der Demokraten in den bevölkerungsreichen Staaten an den Küsten deutlich wurde.

Marschall schilderte eindrucksvoll den Verlauf vom Ankündigen einer Kandidatur über die Vorwahlen bis hin zum Finale. „Der Wahlkampf beginnt als basisdemokratische Auswahl der Kandidaten, die auch gegen den Willen der Parteiführung durchgesetzt wird.“ Viel Show und die Aufgebote der ganzen Familien zögen sich bis zum Wahltag durch. Die Republikaner sieht er mehr in den Händen von älteren weißen Männern, während die Demokraten für Marschall jünger, bunter, weiblicher sind. Deshalb könne die Wahlbeteiligung am 8. November wahlentscheidend sein. „Und klar ist“, so der US-Experte, „2016 herrscht eine andere Stimmung als 2008. Jetzt ist die Stimmung gegen die da oben extremer.“

Marschall meint, dass die Demografie für einen Sieg von Clinton spricht. Im Repräsentantenhaus würden allerdings die Republikaner die Mehrheit behalten, was weiterhin zu spannenden Regierungsvorrausetzungen führe. Wenn Trump am 8. November gewinnen würde, hätte das enorme Auswirkungen auf das Image der USA in der Welt, das Vertrauen ginge verloren – aber die Atombombe würde auch nicht sofort gezündet. Komme Clinton an die Macht, bliebe Vieles beim Alten, die Hoffnung auf Veränderungen schwinde. Allerdings blieben die USA für ihre Verbündeten berechenbarer – aber auch der Militäreinsatz der Amerikaner stiege. Auf die Frage von Jochen Brachs, der nach dem Vortrag im Gespräch mit Marschall verschiedene Aspekte vertiefte, zur Bedeutung der Medien im US-Wahlkampf, stellte Christoph von Marschall ganz klar fest: „Die Medien haben großen Anteil an der Aufdeckung von Trumps Eskapaden sowie seinem Umgang mit dem Thema Steuern.“ Barack Obama gehöre übrigens für ihn zu den „besseren Präsidenten“ in der amerikanischen Geschichte: „Seine Umfragewerte steigen derzeit enorm.“