Anwesen „Seite“ wird abgerissen

Nach vielen Jahren, mehreren Planentwürfen und zahlreichen Beratungen im Gemeinderat wird noch dieses Jahr mit dem Neubau begonnen

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Foto: Hanspeter Schweizer

Kirchzarten (hs.) Derzeit abgerissen wird das Anwesen „Seite“ am Kirchplatz 7 im Kirchzartener Innerort. Direkt neben der Pfarrkirche St. Gallus gelegen waren die Planungen für den Neubau äußerst sensibel. Deshalb wurde auch das Sanierungsgebiet Talvogtei um diese Fläche ausgeweitet. Nach zahlreichen Beratungen im Kirchzartener Gemeinderat wurde dann ein akzeptabler Entwurf genehmigt.
Das Haus ist als Anwesen „Seite“ im Sprachgebrauch, benannt nach der jahrzehntelange Inhaberfamilie Seite, die viele Jahre lang ein Elektrogeschäft betrieben haben. Später war der Hartheim-Feldkircher Spargelhof Bohrer drin, danach bis zum Schluss Ursula Zähringer mit einem Ladengeschäft mit landwirtschaftlichen Lebensmitteln.

Hier nochmal der Bericht unserer Redakteurin Dagmar Engesser, sie er am 19.Februar 2020 im Dreisamtäler erschienen ist:

Eine weitere unendliche Geschichte:
Bebauungsplan Talvogtei Ost und Bauantrag Kirchplatz 7

Dieses Verfahren beschäftigt den Gemeinderat schon seit dem Jahr 2015. Nachdem das Gebäude an einen Investor verkauft wurde, stellte dieser dann auch einen Bauantrag. Dieser wurde vom Gemeinderat abgelehnt, vom Landratsamt aber genehmigt. Gegen diese Entscheidung der unteren Baurechtsbehörde wiederum legte die Gemeinde Widerspruch ein, was vor Gericht nach wie vor anhängig ist.
Weil die Gemeinde größeren Einfluss auf die Bebauung haben wollte, beschloss sie ein Bebauungsplanverfahren einzuleiten. Normalerweise kann dann eine Veränderungssperre erlassen werden, in Sanierungsgebieten, wie die Talvogtei eines ist, greift dieses Instrument jedoch nicht. Insgesamt, so Peter Meybrunn in der Gemeinderatssitzung, eigne sich dieser ganze Ablauf als Lehrstück für ein juristisches Seminar über die Komplexität des Baurechts.

Kritikpunkt am ursprünglichen Bauantrag war, dass mit der geplanten Gebäudeausrichtung die Platzsituation des Kirchplatzes beeinträchtigt worden wäre. Nachdem die Gemeinde den Widerspruch eingelegt hatte und ein Gerichtsverfahren drohte, zeigte sich der Investor gesprächsbereit und modifizierte seine Pläne. Er war vor allem bereit, die Gebäude zu drehen, so dass der Kirchplatz als Freiraum erhalten bleibt.
Der Gemeinderat beschloss Ende 2019 die Offenlegung des Bebauungsplans und hätte dann gerne den Satzungsbeschluss gefasst. Es gingen jedoch Stellungnahmen ein, die eine erneute Offenlage erfordern, die der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung beschloss. Wichtigste Änderungen: Balkone, Terrassen und Teile der Tiefgarage dürfen das Baufenster überschreiten. Zulässig ist auch, dass die Tiefgarage teilweise aus dem Gelände herausragt. Angeregt durch den NABU Dreisamtal werden außerdem fünf Baumpflanzgebote in dem Baufenster festgeschrieben.
In derselben Sitzung stimmte der Gemeinderat dem inzwischen modifizierten Bauantrag zu. Insgesamt seien Bauantrag und Bebauungsplan ein Kompromiss, sowohl der Investor als auch die Gemeinde hätten von ihren Vorstellungen abrücken und Zugeständnisse machen müssen.

Geplant sind dort zwei Baukörper, die mit einem transparenten Zwischenbau verbunden sind. Das Gebäude zum Kirchplatz hin erhält ein Sattel-, das hintere Gebäude ein Flachdach. Geplant sind siebzehn Wohneinheiten mit siebenundzwanzig Tiefgaragenstellplätzen.
Zwar können sich nicht alle Räte mit der Architektur des Bauvorhabens anfreunden – Architektur ist eben Geschmackssache – doch einig sind sie sich, dass die Rad- und Fußwegverbindung vom Parkplatz der Passage an der Freiburger Straße entlang des Baches zur EWK in die Talvogtei eine deutliche Verbesserung ist, die sich die Gemeinde als Grunddienstbarkeit hat eintragen lassen.
Damit dürfte diese unendliche Geschichte nun ein Ende gefunden haben und somit auch das Gerichtsverfahren hinfällig werden.


So soll der Neubau einmal aussehen. Das ist die Ansicht von Süden – vom Hotel Sonne aus – gesehen.