Leserbrief zur Berichterstattung im Dreisamtäler vom 25.09.2019

– „SPD OV Dreisamtal nimmt Stellung zum Baugebiet Nadelhof in Stegen-Oberbirken“

In knapp aufeinanderfolgenden Ausgaben der Badischen Zeitung (24. 09. 2019) und dem Dreisamtäler
(25.09.2019) wurde dem Ortsverband Dreisamtal der SPD viel Platz eingeräumt für eine Stellungnahme zum
geplantem Baugebiet „Nadelhof“ im Stegener Ortsteil Oberbirken. Diese Stellungnahme mündet in beiden
Fällen in der Behauptung, dass „alle Fakten für eine Bebauung der Festwiese“ sprechen würden. Die SPD weiß
also nicht nur, dass das Flurstück Nadelhof für eine Bebauung ungeeignet ist, sie hat sogar eine passende
andere Lösung parat.
Es ist nun so, dass die Festwiese deshalb „Festwiese“ heißt, weil sie seit über 20 Jahren als Festwiese genutzt
wird und so eine bedeutende Funktion im sozialen Leben der Gemeinde Stegen einnimmt. Als solche ist sie
unverzichtbar, und ich bin gespannt, welche Standortvorschläge für deren Verlagerung uns der SPDOrtsverband
ergänzend unterbreitet. Vielleicht ist er jedoch auch der Meinung, eine Festwiese sei überflüssig,
das geht aus den bisherigen Verlautbarungen nicht hervor.
Die ständig als Negativpunkte für ein Baugebiet Nadelhof ins Feld geführten Argumente bedürfen dringend
einer näheren Betrachtung, sie werden auch dadurch nicht richtiger, dass sie regelmäßig in dieser pauschalen
und undifferenzierten Form wiederholt werden. Sicherlich ist es so, dass die Verkehrssituation im
Zusammenhang mit dem Baugebiet Nadelhof weiterer Planungen und Maßnahmen bedarf. Diese wurden von
dem bislang tätigen Planungsbüro jedoch bereits in Teilen benannt und zeigen in Verbindung mit
verkehrsordnerischen Maßnahmen einen Ausbau des vorhandenen und geplanten Straßennetzes auf, das
auch eine Neubebauung im Bereich Nadelhof meistert. Die vorhandene Trinkwasserversorgung hat aufgrund
des zu geringen Drucks Mängel, diese werden aber mittelfristig unabhängig davon beseitigt werden müssen,
ob der Bereich Nadelhof bebaut werden wird oder nicht.
Die von der SPD ebenfalls behauptete große Entfernung zu den wichtigen Infrastruktureinrichtungen der
Gemeinde stimmt schlicht nicht. Oberbirken ist über die verkehrsfreie Schulstraße nahezu optimal an die
zentralen Infrastruktureinrichtungen der Gemeinde angebunden, in einer Entfernung, die je nach Ziel und
Ausgangspunkt in Oberbirken unter einem Kilometer oder höchstens knapp darüber liegt. In diesem
Entfernungskorridor liegen Kindergarten, Grundschule und sämtliche weiterführenden Schulangebote, alle gut
zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar. Es liegen dort Lebensmittelmarkt, Rathaus, div. medizinische Angebote
und die Apotheke Mit dem geplanten Begegnungshaus werden vielfältige Pflege-und Betreuungsangebote in
praktisch direkter Nachbarschaft zu Oberbirken geschaffen. Insgesamt kann festgestellt werden, dass
Oberbirken nicht weiter vom Ortszentrum entfernt liegt als einige der westlichen Wohngebiete (z.B.
Großacker), dafür aber für Kinder und Jugendliche deutlich besser angebunden ist. Insoweit sind Aussagen wie
„wir wohnen hier am Arsch der Welt“ (BZ) weder sinnvoll noch weiterführend, sondern ausschließlich
übertrieben.
Und wenn die SPD-Ortsgruppe Dreisamtal eine Bedarf ermittelt hat für „zentrumsnahe“ und „gut geschnittene
Geschosswohnungen“ vor allem für ältere Leute, dann ist der SPD sicherlich auch bekannt, dass mit dem
Begegnungshaus, das demnächst in seine Realisierungsphase geht, gerade diese Bedarfslücke geschlossen
wird. Dies in einer Nähe zu weiteren Betreuungs- und Pflegeinrichtungen, von denen andere Gemeinden nur
träumen können. Im Hinblick auf eine ausgewogene Darstellung kann man solche Sachverhalte durchaus auch
nennen.
Viele der Familien mit Kindern, denen in erster Linie das Baugebiet Nadelhof die Möglichkeit bieten soll,
preiswert Wohnraum zu bilden, werden aus den genannten Gründen gerne nach Oberbirken ziehen wollen. In
direkter Nachbarschaft zur Landschaft des Schwarzwalds werden sie dort genauso gerne wohnen und leben,
wie das bei den jetzigen Bewohnern von Oberbirken der Fall ist. Diese offensichtliche Lebensqualität, die
Oberbirken auch bietet, kommt in der bisherigen Berichterstattung leider nicht zum Ausdruck, ebenso wenig
wie eine Darstellung der Gesichtspunkte von Verwaltung und Gemeinderat, die nach einer umfangreichen
Abwägung schließlich zur einer Entscheidung pro Nadelhof geführt haben.
Pit Müller, Stegen