„Ich bin fremd gewesen und Ihr habt mich aufgenommen (Mt 25,35)

„Ich bin fremd gewesen und Ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35)

„Dieser Satz aus dem Matthäusevangelium ist für mich eine Motivation, mich im Flüchtlingshelferkreis Kirchzarten zu engagieren.

Wenn wir uns auf unsere christliche Grundorientierungen berufen, kann es nicht sein, dass wir Zäune aufrichten, um den eigenen Wohlstand vor der Not der anderen zu schützen. Wohlstand verpflichtet! Frauen, Kinder und Männer, die vor Krieg und Gewalt fliehen, brauchen Schutz. Mitmenschlichkeit ist eine der größten Stärken, über die wir Menschen verfügen. Ohne sie verarmt auch die reichste Gesellschaft.

Wir dürfen und können vor Menschen in Not unsere Augen nicht verschließen. Menschen in Not brauchen Hilfe. Die Bibel betont immer wieder die Verantwortung gerade für Fremde und Heimatlose. Jesus hat sich mit ihnen identifiziert: „Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.”

In Diskussionen wird oft auf die Wahrung eines „christlichen Europa“ verwiesen. Dabei geht es leider selten um einen Aufruf zur Nächstenliebe. Vielmehr dient „das christliche Europa“ als vorgeschobenes Argument, um zur Abgrenzung und Abschottung Europas aufzurufen. Dem muss ich widersprechen. Es gehört zum Grundbestand christlicher Werte, Menschen in Not die Tür zu öffnen auch unabhängig davon, ob sie einer anderen Religion angehören. Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit dürfen in der humanitären Katastrophe auf unserem Kontinent nicht infrage gestellt werden gerade auch deshalb nicht, weil nach der Bundestagswahl und der großen Zahl von Abgeordneten der AfD im Bundestag wir uns deutlich für die Solidarität der Demokraten einsetzen müssen. Gegen fremdenfeindliche oder gar rassistische Äußerungen müssen wir umgehend klare Position beziehen.

In den zurückliegenden Monaten haben sich im Helferkreis in Kirchzarten viele Menschen zusammengefunden, egal ob religiös oder nicht, jung oder alt, mit großem oder kleinem Zeitkontingent. Sie hat bei ihrem Einsatz immer wieder aufs Neue die Offenheit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Kirchzartener Bürger gegenüber unseren neuen Mitbewohnern im Ort begeistert. Probleme werden miteinander angegangen. Das muss so bleiben. Wir dürfen nicht zulassen, dass dies durch unverbesserliche Nationalisten in Frage gestellt wird. Wichtig sind die Begegnung und das gegenseitige Kennenlernen. Das hilft, Ängste zu überwinden. Plötzlich bekommt das Fremde ein Gesicht und eine Geschichte und wird liebenswert“.

„Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen”

Der Kirchzartener Ulrich Mentz am Montag (23.10.2017) während der wöchentlichen Aktion „Mitmenschlichkeit“ vor dem alten Rathaus in Kirchzarten