Zur Bürgerversammlung, die am 18. Oktober 2018 in Todtnau stattfand, erreichte uns folgende Leserzuschrift:
Herr Wießner glauben Sie die Todtnauberger leben hinter dem Mond?
Bei der öffentlichen Informationsveranstaltung in Todtnau zur sehr umstrittenen geplanten Appartement-Anlage mit 299 Betten auf dem Radschert, war u.a. eines der zentralen Themen die Trinkwasserversorgung in Todtnauberg, die gerade für lange Trockenphasen wie im zurückliegenden Sommer keine weiteren Kapazitäten aufweist.
Berechtigterweise befürchten die Bürger, dass die Kosten zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung, die durch den geplanten Neubau entstehen würden, auf alle Todtnauer Bürger umgelegt werden und sie somit das Projekt mitfinanzieren.
Nun behauptete allerdings der vom Bürgermeister Wiesner beauftragte Projektsteuerer bei dieser Veranstaltung der geplante Pro-Kopf-Verbrauch bei der Appartementanlage werde nach Fertigstellung nicht bei den üblichen 120 Liter sondern nur 5 Liter (!) liegen, da die übrigen 115 Liter über Grauwassernutzung abgedeckt werden. (Grauwasser = aufbereitetes Abwasser).
Grundsätzlich sind schon die 120 Liter falsch, da jedes Appartement u.a. über eine eigene Sauna verfügen soll und auch ein gemeinsames Schwimmbad geplant ist. Der momentane Prokopfverbrauch liegt (statistisch, ohne Schwimmbäder!) in Deutschland bei 127 Liter.
Mit Schwimmbädern und im 4-Sterne-Bereich ganz deutlich darüber!
Solche komplizierten und sehr aufwändigen Techniken zur Aufbereitung des Grauwassers zum Duschen und Waschen werden zum Beispiel auf Raumstationen im Weltall eingebaut (ISS) , aber werden mit Sicherheit nicht in einer Appartementanlage mit Schwimmbad in Todtnauberg realisiert werden, es sei denn, der Bürgermeister denkt die Bürger leben dort hinter dem Mond …
Mit freundlichen Grüßen
Harald Albrecht
Im Dreisamtäler am 24. Okt. erschien dazu folgender Nachbericht:
Hotelprojekt Todtnauberg:
Gut besuchte Bürgerversammlung
Todtnau (hs.) Fast 500 Besucher kamen am vergangenen Donnerstag in die Silberberghalle nach Todtnau, wo Bürgermeister Andreas Wießner zum Thema „Hotelprojekt auf dem Radschert“ eingeladen hatte. Ihm zur Seite standen mit Peter Bos ein Vertreter des Hotelbetreibers „Landal Green Parks“, Klaas Odink von der Baufirma, Projektentwickler Hubertus Wichmann, Gemeinderäte und mit Manfred Dietsche und Alfred Kaiser auch zwei Vertreter der Bürgerinitiative. Moderiert wurde der Abend vom Freiburger Henrik Langholf. Der Profi (Slogan: „Zukunftsmoderation! brennende zukunftsfragen gemeinsam gelöst“) führte durch die Veranstaltung.
Der Showteil
„Dieser Abend soll nur Ausblick sein“, so der Bürgermeister in seiner Begrüßung. Letztlich wurde zumindest der erste Teil zu einer Multivisionsschau mit Powerpoint und Videoclips, in dem sich die holländischen Hotelbetreiber und –bauer als wahre Gutmenschen darstellten, Projektentwickler Wichmann als fundierter Kenner anderer Projekte im In- und Ausland und der Bürgermeister alles zufrieden abnickte.
„Die Gäste fahren an uns vorbei“, so das Stadtoberhaupt, und er wies dabei auf die rückläufigen Zahlen im Todtnauberger Gastgewerbe hin. Diese Tendenz mache es auch schwierig, die bestehende Infrastruktur aufrechtzuerhalten Er betonte die Wichtigkeit, die der Tourismus für die „Bergwelt Todtnau“ bedeute. Und er sehe durchaus Chancen, im Tourismus zu wachsen. Er zeigte sich „begeistert“ vom Vorhaben der Holländer. Es sei „eine einmalige Chance“.
Der Projektentwickler
Hubertus Wichmann konfrontierte die Besucher mit dem aktuellen Stand der Technik in Sachen „Visueller Meinungsbildung“. Die heile Welt des Schwarzwaldes flimmerte über die Leinwand, ehe Klaas Odink von der Baufirma diese als das Maß aller Dinge im umweltverträglichen Bauen pries. „Die Gebäude sollen 50 oder 100 Jahre stehen“, unterstrich er die Hochwertigkeit der Van Wijnen-Bauten. Betreiber Landal Green Parks hat indes seit 2001 drei Mal den Besitzer gewechselt und gehört seit 2018 zur US-amerikanischen Investmentgruppe Platinum Equity. Die Gäste kommen zu 70% aus den Niederlanden.
Der zweite Teil des Abends
Nach der Pause kam die Bürgerinitiative zu Wort. Manfred Dietsche sah es als „schwierig“ an, „nach dieser Multimedia-Präsentation mit unseren primitiven Mittel“ zu punkten. Er stellt nochmal klar, dass es hier um ein „Ferienresort“ gehe, nicht um ein Hotel. Als Ziel der BI nannte er die Verhinderung des Grundstücksverkaufs am Radschert und die Erhaltung der Natürlichkeit dieses Bereichs. Seine Mitstreiterin Gabriele Helfrich übergab alsdann dem Bürgermeister die möglichen Voraussetzungen für ein Bürgerbegehren, was einen Bürgerentscheid zur Folge haben könnte – sofern der Gemeinderat den Standort nicht von sich aus ablehnt.
Die Besucher kamen zu Wort
Die Wortbeiträge aus den Reihen der Besucher waren gesittet, die Zahl der Befürworter an diesem Abend aber deutlich höher als am 1. August in Todtnauberg, wo es zuletzt öffentlich um diese Sache ging. Ob die Besucher neue Erkenntnisse gewannen, bleib nach vier Stunden aber ebenso unklar wie die Realisierung des ganzen Projektes.
Hanspeter Schweizer