Bärenscheune Zarten

Stellungnahme der „Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e.V.“

Freiburg/Kirchzarten-Zarten (hs.) Die „ARGE Freiburger Stadtbild“ hat sich mit einer Stellungnahme an einige Entscheidungsträger gewandt. Thema ist der beabsichtigte Abriss der Bärenscheune. Die ARGE befürchtet „einschneidende Veränderungen im bislang weitgehend intakt gebliebenen Ortsbild von Zarten“.

PDF Download der Stellungsnahme: Baerenscheune ARGE Stellungnahme 191216

Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e.V.

Ortsbild Zarten / „Bären-Ensemble“

Stellungnahme zum drohenden Verlust historischer Bausubstanz in Zarten

Sehr geehrte Damen und Herren,

bitte erlauben Sie uns, zu drohenden Verlusten historischer Bausubstanz und damit verbundenen Ortsbildveränderungen in Zarten Stellung zu nehmen. Die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild (ARGE) setzt sich seit 1967 für den Erhalt historischer Bausubstanz in Freiburg und der umliegenden Region ein.

Den beabsichtigten Abbruch der sogenannten Bärenscheune nehmen wir zum Anlass, unsere Sorge über künftige einschneidende Veränderungen im bislang weithegend intakt gebliebenen Ortsbild von Zarten zum Ausdruck zu bringen. Mit Entschiedenheit wenden wir uns daher gegen den Abbruch der Bärenscheune. Ein Abbruch wäre aus unserer Sicht ein unersetzbarer Verlust bedeutender historischer Bausubstanz in der Region. Das Scheunengebäude bildet zusammen mit dem steinernen Gasthausbau und dem „Scheerhüsli“ ein Ensemble, dessen besondere bauliche und regionalgeschichtliche Bedeutung wir unten näher erläutern. Auch wenn die Scheune vor allem im Innenbereich in der Vergangenheit mehrfache Umbauten erfahren hat und in jüngster Zeit durch die Entfernung wichtiger architektonischer Bestandteile an Originalität eingebüßt hat, lässt sich in deren äußeren Bauform der ursprüngliche Zustand und der Zusammenklang mit dem Hauptbau trotz des neuzeitlichen Anbaus noch weitgehend ungestört nachvollziehen. Neben seiner eminent ortsbildprägenden Funktion stellt das Ensemble ein wichtiges Zeugnis der Verkehrsgeschichte Südwestdeutschlands dar.

Für den Erhalt des Scheunengebäudes als Teil des „Bären-Ensembles“ sprechen aus unserer Sicht folgende Besonderheiten:

  1. Die Ortschaft Zarten weist eine ungewöhnlich hohe Zahl gut erhaltener historischer Hofgebäude auf. Diese Hofgebäude prägen das Ortsbild in einer ganz unverwechselbaren Art. Zarten gehört zu den wenigen Ortschaften der Region, in denen sich mannigfaltige Zeugnisse ortstypischer Bauweise in seltener Geschlossenheit erhalten haben und sich zumindest in Teilen die Entstehung und Entwicklung regionaltypischer historischer Siedlungsstrukturen noch gut ablesen lässt. Eine ähnliche Häufung erhaltener Strukturen findet sich nur noch an wenigen Stellen des Südschwarzwaldes. Als Beispiele seien etwa die Orte Bernau, Menzenschwand oder Lenzkirch-Kappel genannt. Das Gebäudeensemble des Zartener „Bären“ spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle und prägt zusammen mit weiteren Höfen am westlichen Ortseingang von Zarten das gewachsene Ortsbild in besonderer Weise.

 

  1. Das „Bären-Ensemble“ hatte im Rahmen der regionalen und überregionalen Verkehrsgeschichte eine wichtige Funktion. Es liegt an einer ehemals bedeutenden historischen Fernstraße, die etwa die alten Siedlungsräume Breisach/Elsaß und den Bodenseeraum/Oberschwaben miteinander verband. An solchen Verkehrsachsen standen früher in regelmäßigen Abständen Wirtshäuser, die als Poststationen, Pferdewechselstationen, Rast- und Reparaturstätten sowie Stallwirtshäuser für die Funktion einer Fernstraße unabdingbar waren. Bemerkenswert an dem Straßenabschnitt zwischen Freiburg und Hinterzarten ist die Tatsache, dass an dieser Strecke fast alle dieser historischen Gast- und Raststätten zumindest in Teilen baulich erhalten sind. Beginnend in Freiburg sind zu nennen:
  • das Dreikönigshaus (FR)
  • das Gasthaus „Schützen“ (FR)
  • das Gasthaus „zum Schiff“ (FR)
  • der „Bären“ (Zarten)
  • die Gasthäuser „zur Birke“ und der Rainhof
  • das ehem. Hofgut Himmelreich
  • das Hofgut Posthalde mit dem ehem. Gasthaus Adler (Breitnau/Höllental)
  • das ehem. Hofgut Sternen (Höllsteig)
  • der ehem. Gasthof „Hirschen“ (Hinterzarten / Gemarkung Breitnau)

 

  1. Die architektonische Besonderheit der um 1767 errichteten „Bärenscheune“ besteht vor allem darin, dass sie in ihrer äußeren Gestalt und Größe an einen regionaltypischen Schwarzwaldhof erinnert, jedoch von Anfang an als reines Stall- und Scheunengebäude ohne Wohnteil erbaut worden war. Solche Scheunentypen finden sich im Schwarzwald nur selten. Damit stellt auch das Bärenensemble insgesamt eine Ausnahme dar: Während viele alte landwirtschaftliche Bauensembles aus einem älteren Eindachhof und einem meist im 19. Jahrhundert errichteten Steinhaus bestehen, das die Wohnfunktion des Eindachhofes übernahm, ist das steinerne (Gast)Haus des Bären noch vor der Scheune gebaut worden. Das Scheunengebäude ist also ein unverzichtbarer Bestandteil einer seltenen Form eines ländlichen Bauensembles.

Abschließend möchten wir daran erinnern, dass in der Vergangenheit im Raum Dreisamtal zahlreiche historische und teils denkmalgeschützte Gebäude abgebrochen wurden, die nun als wichtige Zeugnisse der regionalen ländlichen Baukunst unwiederbringlich verloren sind. Wir erinnern etwa an das Kulturdenkmal „Krummholzhof“ im Zentrum Kirchzartens oder an das erst vor kurzem abgebrochene, ebenfalls denkmalwürdige Gasthaus „Löwen“ in Geroldstal. Und weitere Verluste drohen: In Zarten besteht bei einem dem „Bären“ westlich benachbarten Hofgebäude (Bundesstr. 27) offensichtlich ein massiver Sanierungsstau, so dass sich auch hier die Frage stellt, wie es mit diesem Gebäude weitergeht.

Mit freundlichen Grüßen

Gabi Dierdorf                    Joachim Scheck

 

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