Kirchzarten (de.) Wo gab es das schon einmal: das Badnerlied schmissig gespielt vom Musikverein Kirchzarten, percussion-begleitet von afrikanischen Trommlern? Am vergangenen Samstag konnte man genau das im Innenhof der Talvogtei beim Fest der Kulturen erleben. Da staunten nicht nur die Musiker, das ganze Publikum war begeistert und klatschte mit. An diesem Nachmittag war ein vielfältiges Programm aus vielen verschiedenen Kulturkreisen geboten: traditionelle Heimat-Lieder und Volkstänze aus unserer Region, Bauchtanz aus dem arabischen Raum, klassisch und hip-hopangehaucht, afrikanischer Tanz traditionell und modern, afrikanischer Gesang, ebenfalls klassisch und modern.
Es war ein Fest der Begegnung auf allen Ebenen: Menschen, Kulturen, Traditionen begegneten sich – im wahrsten Sinn des Wortes. Während die afrikanischen Trommler sich anfangs noch zurückhaltend in die arabische Bauchtanzrhythmen einklinkten, saßen sie dann beim Auftritt der Kiddy-Band des Akkordeonclubs schon mit auf der Bühne.
Die Bauchtänzerinnen begaben sich einfach ins Publikum und forderten zum Tanz auf.
Die Trachtengruppe schaffte es nach ihrem Auftritt das ganze Publikum zum Mittanzen zu motivieren und so kam es, dass an diesem Nachmittag Jung und Alt, Schwarz und Weiß, Neubü̈rger und Altbürger miteinander tanzten – ohne Berü̈hrungsängste, dafür mit viel Neugier auf den jeweils anderen, egal woher er oder sie kam.
Ein Highlight folgte dem anderen, doch besonders ragte der Auftritt des Profitänzers Henry Motra heraus. Sein Auftritt beeindruckte durch ungeheure Körperbeherrschung und starke emotionsgeladene Ausdruckskraft. Ohne Worte drückte er aus, was Heimat und was Flucht bedeuten und was das mit einem Menschen macht. Er und alle anderen Auftretenden verzichteten im Übrigen auf eine Gage, weil sie die Idee des Festes unterstützen wollten.
Organisiert wurde das Fest der Kulturen vom Helferkreis für Flüchtlinge, von der Bürgerstiftung Kirchzarten und der Gemeinde. Schirmherr war Bürgermeister Andreas Hall, der sich in seinem Grußwort bei den vielen ehrenamtlich Engagierten, die das Fest organisiert hatten, bedankte.
Das gemeinsame Feiern, die Begegnungen sind wichtige Mosaiksteine für die Integration und er zeigte sich überzeugt davon, dass Deutschland es schaffen kann, die Geflüchteten zu integrieren. Es seien vor allem die Kommunen, die diese Integrationsleistung vollbringen. „Wir als Kommune können das“, so Hall „dafür sind allerdings auch mehr Geldmittel vom Bund nötig, was ich durchaus als Appell an die Bundespolitik verstehe!“ Hall betonte, dass das Asylrecht keine Obergrenzen vertrage, deshalb sei jeder einzelne erst einmal willkommen – in diesem Sinne stand dieses Begegnungsfest unter dem Motto „Welcome in Kirchzarten!“ Die Besucher waren begeistert von dem Fest und wünschen sich für das nächste Jahr eine Wiederholung. Spontan wurden auch schon Angebote für Auftritte gemacht.
Der Dreisamtäler wird in den kommenden Monaten die Integration von Flüchtlingen und das Thema „Wir schaffen das!“ immer wieder aufgreifen und unterschiedlichste Aspekte beleuchten: wer ist mit „wir“ gemeint? – was ist „das“?
