Leserbrief

Zum geplanten Begegnungshaus in Stegen und die bisherige Berichterstattung erreichte uns folgende Leserzuschrift:

Wie groß ein Gebäude wird, hängt ganz maßgeblich davon ab, wie viel Fläche man darin unterbringen will. Wie dicht und groß gebaut werden kann, wird in Wohngebieten deshalb maßgeblich über die Geschossflächenzahl (GFZ) bestimmt. Sie gibt an, wie viel qm Gebäudefläche im Verhältnis zur Grundstücksfläche maximal realisiert werden dürfen. Es ist kein Zufall, dass sich die Befürworter der jetzigen Planung genau darüber ausschweigen. Sie führen alle Maximalgrenzen des aktuell gültigen Bebauungsplanes an wie etwa die maximale Gebäudehöhe, nur die GFZ nicht, und tun so, als könnte eine Bebauung alle diese Maximalgrenzen auch entsprechend ausnutzen, obwohl sie wissen, dass das alles Größen sind, die voneinander abhängen.

Die GFZ ist für das vorgesehene 2448 qm grosse Grundstück bisher auf 0,8 festgelegt, es könnten so 1958 qm Geschossfläche entstehen. Würden die gesamten Baufenster mit 3 Vollgeschossen oder gar noch mit einem zusätzlichen Dachgeschoss überbaut, wäre man weit, weit darüber, genau so wie mit der aktuellen Planung. Nimmt man bei dieser die Außenmaße, wie generell vorgesehen, kommt man auf fast 3800 qm Geschossfläche, das sind über 90% mehr als die aktuell vorgesehene Obergrenze. Kann sein, dass man davon nach Bebauungsplan noch etwas abziehen darf, darüber wurde bisher allerdings nicht informiert. Es wird flächenmäßig also fast doppelt so groß gebaut wie ursprünglich festgelegt und damit entsprechend nachverdichtet.

Das ist wohl auch der Grund, warum man bei der neuen Planung gar keine Angaben zur GFZ und tatsächlichen Größe machen will. Auch auf der Einwohnerversammlung hat man sich dazu trotz Nachfrage ausgeschwiegen. Immer noch wird der Bevölkerung Sand in die Augen gestreut, in dem nach wie vor behauptet wird, man bleibe sogar unter dem bisher Möglichen.

Das Ganze wird dann noch garniert mit einem Werbefilmchen, das die Perspektiven bewusst so wählt, dass die neuen Gebäude neben der Middendorfanlage wie niedliche Steichholzschächtelchen erscheinen, obwohl Haus 1 höher und breiter werden soll. Beim Wendehammer im Film könnte man meinen, dass er Raum für einen Fußballplatz bietet, die Sonne scheint auch von Norden her und um die Gebäude herum wird ein lustiger Zypressenwald erfunden, obwohl die Bäume auf dem Grundstück ins Gras beißen müssen. Dafür ist Geld da, Schaugerüste will man lieber nicht aufstellen. Warum wohl?! Könnte ja noch einer merken, wie groß hier tatsächlich geplant wird im Dorfzentrum. Dabei ist es eigentlich der richtige Platz für ein gutes Projekt. Das relativ kleine Grundstück soll jetzt offenbar für alles herhalten, was man bisher städteplanerisch nicht auf den Weg gebracht hat. Damit stößt man sehr wohl in Dimensionen vor, welche die alte Planung deutlich übertreffen. Darüber wird nicht offen und fair informiert, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Das führt leider auch dazu, dass das so wichtige Miteinander ohne Not aufs Spiel gesetzt wird.Das ist traurig und sehr, sehr schade.

Friedrich Traub, Stegen